AgrarBündnis für Re-Regionalisierung von Verarbeitung und Lieferketten im Lebensmittelhandwerk. Notwendig sind Förderung und Anpassung des Rechtsrahmens für Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung
Das Diskussionspapier "Handelshemmnisse für die hofnahe Verarbeitung und die Direktvermarktung beseitigen!"
dokumentiert die Ergebnisse unseres Projekts zu Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung.
zum Thema Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung
Notwendig sind Förderung und Anpassung des Rechtsrahmens für Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung
Konstanz, 13.7.2020
Die Corona Pandemie hat etwas deutlich gemacht, was Insidern schon lange bekannt ist: Die stetige Konzentration in der Tierhaltung und die Monopolisierungstendenzen in Verarbeitung und Handel sind nicht nachhaltig. Obwohl sich Verbrauchertrends hin zu Qualität und Regionalität verstärken, bleibt die Situation im Lebensmittelhandwerk und in der landwirtschaftlichen Direktvermarktung schwierig. Der Umbau des Agrar- und Ernährungssystems ist notwendig! Aber was ist konkret zu tun?
Wir brauchen eine Re-Regionalisierung von Verarbeitung und Lieferketten im Lebensmittelhandwerk. Die notwendige Struktur existiert jedoch kaum mehr. Kleine und mittelständische Betriebe sind unter dem Kostendruck durch die Lebensmittelindustrie und die globalisierten Liefer- und Handelsketten fast zusammengebrochen. Sie profitieren nicht von den Mengenrabatten wie große Industriebetriebe: Mehrfach höher pro Einheit sind die Energiekosten, Entsorgungskosten, Kontrollkosten. Die Beschäftigten sind Facharbeiter und erhalten mindestens den Tariflohn. Billige Werkvertragsnehmer gibt es hier nicht.
Erschwerend sind Kontroll- und Dokumentationspflichten, die sich an den Risiken einer arbeitsteiligen und global aufgestellten Ernährungsindustrie orientieren. Diese sind für das Handwerk in der Sache oft gar nicht zielführend und erzeugen einen erheblichen Arbeitsaufwand. Hinzu kommen zahlreiche und sich ständig ändernde standardisierende und normativ wirkende Beschlüsse, wie beispielsweise DIN-Vorschriften.
Vor allem die Vorschriften für die Produktionsverfahren haben inzwischen eine extrem hohe Komplexität erreicht. Die Europäische Union ermöglicht zwar eine flexible Auslegung im Einzelfall. Das sollte für das Lebensmittelhandwerk eigentlich ein Vorteil sein. Doch in der Praxis variiert die Umsetzung der Vorschriften von Landkreis zu Landkreis. Da es kaum Leitlinien gibt und die betriebliche Situation variiert, sind Zulassungsverfahren und Kontrollbestimmungen wenig transparent. Ursache sind oftmals Unsicherheiten und zum Teil geringe Kenntnisse der Möglichkeiten für die Zulassung handwerklicher Betriebskonzepte bei den Zuständigen. Dem könnte durch Best-Practice-Beispiele im Rahmen von Fortbildungen und mit Handreichungen durch die zuständigen Ministerien begegnet werden.
Auch der Fachkräftemangel wird zunehmend zu einem Problem, ganz unabhängig davon, wie es der übrigen Wirtschaft geht. Denn die derzeitige Berufsausbildung zielt am Bedarf von direkt vermarktender Landwirtschaft und Handwerk vorbei.
Hemmend wirkt auch die fehlende Forschung zu Fragen von Kleinbetrieben und Handwerk.
Das AgrarBündnis ruft daher zum Handeln auf.
Wir brauchen
Es bedarf einer Investitionsförderung für regionale Schlachthöfe, Hofschlachthöfe oder mobile Schlachtanlagen.
Die Investitionsförderung über ELER und über die regionale Wirtschaftsförderung muss für lokales Lebensmittelhandwerk geöffnet und offensiv angeboten werden. Die Bindung der Förderung an Erzeugergemeinschaften (Marktstrukturgesetz) muss gelöst werden.
Die öffentliche Hand könnte durch eine Neuordnung der Fleischbeschaugebühren Entlastung schaffen.
Das AgrarBündnis hat zu dieser Thematik das folgende Diskussionspapier verfasst.
Das Diskussionspapier "Handelshemmnisse für die hofnahe Verarbeitung und die Direktvermarktung beseitigen!"
dokumentiert die Ergebnisse unseres Projekts zu Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung. (download)
Trotz aller Verbrauchertrends zu Qualität und Regionalität: Die Situation des Lebensmittelhandwerks und der landwirtschaftlichen Direktvermarktung ist schwierig. Das liegt zum Teil an hohen Stückkosten, vor allem aber an politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Erfordernissen von Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung nicht gerecht werden. Das AgrarBündnis hat die Problematik analysiert und fordert eine Agrar- und Verbraucherpolitik, die sich auch an den Ansprüchen von Lebensmittelhandwerk und Direktvermarktung ausrichtet.
Das Projekt wurde gefördert von der Landwirtschaftlichen Rentenbank