Text im Kritischen Agrarbericht
Was kann Geschmack erklären? Inwieweit sind Geschmacksqualität und Geschmacksvielfalt geeignete Indikatoren für Biodiversität? Können sie Kommunikationsinstrumente sein, um Verbraucherinnen und Verbraucher in ihrem Nachfrageverhalten für nachhaltig erzeugte Lebensmittel zu gewinnen?
In mehreren Fachgesprächen entlang der Lebensmittelkette haben wir mit Expertinnen und Experten aus dem Bereich Obst und Gemüse diese Fragen erörtert. Die Antworten sind komplex und hinsichtlich einzelner Produkte manchmal auch sehr speziell. Selbsterklärend ist Geschmack jedenfalls nicht….
Ausgangspunkt und Ziele
Am Beispiel von Obst und Gemüse sollte untersucht werden, welche Faktoren entlang der Wertschöpfungskette von der Zucht bis zum LEH Biodiversität befördern bzw. behindern. Der Fokus lag dabei auf der Frage, welche Relevanz dabei die Kriterien „Geschmack“ und „Geschmacksvielfalt“ haben und inwiefern auch (agrar-)kulturelle Aspekte biologischer Vielfalt (regionale Vielfalt, handwerkliche Produktion/Verarbeitung) eine Rolle spielen.
Dabei sollte herausgearbeitet werden,
Projektziel war es, durch diese Betrachtungen eine realistische Einschätzung davon zu bekommen, inwieweit eine vom Endprodukt her gedachte Vielfalt überhaupt funktioniert und wie die Themen „Geschmack“ und „Geschmacksvielfalt“ zur Ansprache und Sensibilisierung von Verbraucherinnen und Verbraucher im Hinblick auf Biodiversität genutzt werden können.
Projektverlauf
Im Projektverlauf stellte sich das Thema in vielerlei Hinsicht als deutlich komplexer heraus, als anfangs angenommen. So hatte das Projekt auch den Charakter einer Spurensuche, die uns zu sehr differenzierten und z.T. auch widersprüchlichen Erkenntnissen brachte. Das hat zum einen damit zu tun, dass „Geschmack“ eine sehr stark subjektive Konnotation hat und zum anderen von vielen Faktoren beeinflusst sein kann, die die Sorteneinflüsse überlagern.
Zudem spiegeln sich in diesem Projekt zwei zeitgeschichtliche Ereignisse, die als Rahmenbedingungen für unser Thema zumindest indirekte Auswirkungen hatten:
Beides spiegelte sich in den Fachgesprächen, die im zweiten Halbjahr des Jahres 2022 stattfanden. So wurde in den Jahren 2020 und 2021 vielerorts eine erhöhte Bereitschaft zum Kauf höherwertiger Lebensmittel und – vor dem Hintergrund der geschlossenen Gastronomie – eine größere Aufgeschlossenheit für neue Geschmackserfahrungen festgestellt.
Mit den steigenden Lebensmittelpreisen ab dem Frühjahr 2022 verkehrte sich dieser Trend in sein Gegenteil: Absolut dominierendes Kriterium beim Einkauf von Lebensmitteln war (wieder) der möglichst niedrige Preis, die Bereitschaft, für „besondere“ Lebensmittel etwas mehr auszugeben, war nahezu völlig verschwunden.
Schlussfolgerungen/Resümee
Das Resümee spiegelt die Vielschichtigkeit des Themas sowie wesentliche Erkenntnisse und daraus abgeleitete Schlussfolgerungen:
Die Broschüre skizziert abschließend eine „Geschmacksvielfaltstrategie“, die die Geschmacksvielfalt
o fördert – durch gute Rahmenbedingungen für alte Sorten, biologische Vielfalt und Regionalität,
o ermöglicht – durch Marktzugang und ökonomische Anreize,
o und vermittelt – durch zielgerichtete Kommunikation entlang der gesamten Lebensmittelkette.
Das Projekt wird gefördert von der Landwirtschaftlichen Rentenbank