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Ausbildung (2014)

Den Ökologischen Landbau in die landwirtschaftliche Berufsausbildung integrieren

Dokumentation der Tagung von AgrarBündnis und bio-offensive am 2. und 3. Dezember 2014 in Fulda

Der ökologische Landbau hat die Nische verlassen. In der landwirtschaftlichen Ausbildung schlägt sich das bisher jedoch noch nicht angemessen nieder.
Es gibt zwar einige Fachschulen und inzwischen auch Berufsschulklassen, die sich spezialisiert haben. Aber in der normalen Ausbildung werden die vorhandenen Spielräume nicht genutzt. Gerade dies wäre jedoch für eine umfassende und breite Ausbildung des landwirtschaftlichen Nachwuchses wichtig.
Die Agrarministerkonferenz hat auf das offensichtlich vorhandene Defizit reagiert. Die Landwirtschaftsminister/innen von Bund und Ländern haben sich im April 2014 für eine Überarbeitung der Ausbildungsordnung und des Rahmenlehrplans für den Ausbildungsberuf Landwirt/Landwirtin ausgesprochen: Sie sollen an die neuen fachlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie Ökologischen Landbau, Pflanzenschutz, Tierwohl, Klimawandel und Nachhaltigkeit angepasst werden.
Aber natürlich kommt ein solcher Beschluss nicht aus heiterem Himmel. An einigen Schulen und zuständigen Ministerien der Länder wird schon lange an neuen Formen und Methoden gearbeitet.

Hier setzte die Tagung an. Eingeladen waren alle, die die landwirtschaftliche Ausbildung konkret gestalten: Politik und Verwaltung, Lehrerinnen und Lehrer, die Verantwortlichen für die überbetriebliche Ausbildung und nicht zuletzt die Ausbilder auf den Betrieben und die landwirtschaftlichen Verbände.
Die Tagung ermöglichte einen Erfahrungsaustausch und zeigte deutlich, dass es auf den verschiedensten Ebenen bereits gelungene Konzepte zur Umsetzung gibt.
Im Folgenden finden Sie die Tagungsdokunetation sowie alle Vorträge.

Dokumentation des Agrarpolitischen Forums im AgrarBündnis

5. November 2012 im Domforum Köln

Nachhaltig wirtschaften! Berufsausbildung in Grünen Berufen an aktuelle Herausforderungen anpassen!

Zusatzmaterial

Protokoll zur Tagung
AgrarBündnis will „nachhaltiges Wirtschaften" in der Ausbildung bei landwirtschaftlichen Berufen stärken

Viele sprechen heute vom drohenden Fachkräftemangel. Er kann und wird auch die Landwirtschaft treffen. Die Verbände, die sich im AgrarBündnis zusammengeschlossen haben, sehen jedoch ein zusätzliches Problem: Die Ausbildung unserer Fachkräfte ist mangelhaft. Die Ausbildung geht viel zu wenig auf das ein, was seit langem als „Nachhaltiges Wirtschaften" bekannt ist. Biolandbau boomt, aber in der Berufsschule wird das notwendige Basiswissen nicht vermittelt. Viele Betriebsleiter berichten, dass ihren Lehrlingen selbst einfachste Grundkenntnisse fehlen - z.B. wenn es um Fruchtfolgen oder um die Nährstoffversorgung mithilfe von Leguminosen geht. Sicher: Lehrlinge sind keine bereits ausgebildeten Billigarbeitskräfte und sie sollen nicht nur in der Berufsschule lernen, sondern auch auf den Höfen. Dennoch scheinen die Defizite eklatant zu sein.

Doch was ist zu tun? Um das zu diskutieren lud das AgrarBündnis kompetente Referent/innen zu einem Diskussionsforum.

Markus Bretschneider vom Bundesinstitut für Berufsbildung erklärte, wie Berufe und ihre Ausbildungsordnungen entstehen. Für die Bündnisverbände ist es wichtig zu erfahren, wer an der konkreten Formulierung von Ausbildungsinhalten bei den Grünen Berufen beteiligt ist. Die AgrarBündnis-Verbande sind es jedenfalls nicht. Man wird dicke Bretter bohren müssen, um hier Einfluss zu bekommen.
Kurzfristig ist es daher notwendig, auf anderen Ebenen etwas zu verändern. Sabine Stein von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft berichtete von einem Projekt, bei dem das Thema „Biodiversität" in die Ausbildung Grüner Berufe integriert wird; dabei werden unter anderem Unterrichtsmaterialien erstellt, Lehrer fortgebildet oder Biodiversitäts-Checks für Schulen angeboten.
Noch näher an der konkreten Ausbildung dran ist Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, wo er für die Ausbildung rund um den Ökologischen Landbau zuständig ist. Er berichtete über die Situation spezieller Ausbildungsschwerpunkte für Ökologischen Landbau. in Deutschland: In Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es Fachschulen mit eigenen Öko-Schwerpunkten. Auch andere Bundesländer planen, solche Schulen einzurichten. Bei den Fachschulen ist dies für die Bundesländer relativ einfach, weil die Landwirtschaftsminister direkt zuständig sind. Allerdings sei es notwendig, den Bedarf vorher genau zu analysieren, die derzeit existierenden Fachschulen sind nicht überlaufen. Bei den Berufsschulen geht aber ohne Kultusministerium nichts und neue Lehrinhalte können nur mit dem vorhandenen Personal umgesetzt werden. Hier geht kurz- und mittelfristig vor allem darum, Berufsschullehrer zu motivieren, sich fortzubilden und dann im engen Lehrplan Freiräume freizuschaufeln, damit sie ihr erworbenes Wissen auch einsetzen können. Interessierte Lehrer können solche Fortbildungen meist nur in ihrer Freizeit am Wochenende belegen, weil in ihrem normalen Stundenplan Zeit für solche Fortbildungen nicht vorgesehen sei.
Spannend verlief die Diskussion, wie man junge Menschen motivieren kann, sich mit Themen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Es sei zwar sinnvoll, Angebote für besonders Interessierte anzubieten. Wenn jedoch alle ein entsprechendes Grundwissen erlangen sollen - und das ist notwendig! - dann käme man nicht darum herum, dass alles rund um die Nachhaltigkeit prüfungsrelevant ist. Da schließt sich der Kreis: Was prüfungsrelevant ist, entscheidet auch die Ausbildungsverordnung!

Als Fazit aus der Diskussion, beschloss der AgrarBündnis-Vorstand, einerseits Informationen und positive Beispiele rund um das Thema Ausbildung zu sammeln und im Internet zugänglich zu machen. Andererseits soll in Zukunft bei der politischen Arbeit des Bündnisses das Thema Ausbildung stärker in den Fokus rücken.

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